Wer kennt das nicht? Es fehlt dringend etwas Milch und ein Ei für den Pfannkuchen, oder die Bohrmaschine, um das neue Bild aufzuhängen. Da hilft der kurze Weg zum Nachbarn, der gerne mit Rat und Tat zur Seite steht. Diese vielen kleinen Gesten, einer guten Nachbarschaft ist für das alltägliche Miteinander extrem wichtig. Was im Kleinen vor allem eine sympathische Geste ist, übernimmt für die Gesellschaft insgesamt eine tragende Rolle: wenn sich nachbarschaftliche Gruppen engagieren, um einen eigenen Kindergarten zu eröffnen; eine Bürgerinitiative zu gründen, um gemeinsam einen Park zu pflegen und Fußballplatz anzulegen, oder auch nur, um gemeinsam zu feiern.
Inhaltsübersicht
Was genau ist Nachbarschaft?
Klassisch wird Nachbarschaft als „gesellschaftliche Bezeichnung für Wohn- und Siedlungsnähe“ verstanden. Im menschlichen Beziehungsgeflecht wird dabei „zwischen Familie und Gemeinde“ unterschieden. Deutlich weiter wird Nachbarschaft von der Universität Heidelberg als „Personenverband …. zum Zweck der Nutzung und Pflege der gemeinsamen Güter … und der gegenseitigen Hilfe“ beschrieben. Auch die „gesamte Einwohnerschaft eines Ortes oder einer Region“ falle unter diesen Begriff.
Neben der Nachbarschaft, die sich alleine durch die räumliche Nähe definiert, existiert auch die „soziale Nachbarschaft“. „Damit aus räumlicher Nähe soziale Nachbarschaft werden kann, sind weitere, soziale Faktoren nötig: gemeinsame Interessen, übereinstimmende Verhaltensnormen, Ähnlichkeiten der sozialen Lage und des Lebensstils. Der räumlich nahe Wohnende muss auch sozial nahe sein, damit eine Gemeinschaft der Nachbarn entstehen kann.“
Nachbarschaft hat sich verändert
Nachbarschaft hatte lange Zeit vor allem einen ökonomischen Nutzen, beispielsweise durch die gemeinsame Nutzung von Brunnen oder durch Allmenden (landwirtschaftliche Nutzfläche in Gemeinschaftsbesitz). Man war angewiesen auf seine Mitmenschen und strengen Normen nachbarschaftlichen Verhaltens unterworfen.
Das heutige Verständnis von Nachbarschaft ist eine Mischung aus „eine(r) soziale(n) Gruppe, deren Mitglieder primär wegen der Gemeinsamkeit des Wohnortes miteinander interagieren“ und der Suche nach „Mitmenschen mit gleichen Interessen, übereinstimmenden Verhaltensnormen, Ähnlichkeiten der sozialen Lage und des Lebensstils“. Die Ausgeglichenheit von Geben und Nehmen hat hierbei höchste Priorität.
Der Begriff Nachbarschaft bezieht sich heutzutage nicht ausschließlich auf beispielsweise die Straße, in der man wohnt und die Menschen in der unmittelbaren Umgebung. Nachbarschaft bedeutet vielmehr auch sich für seine Mitmenschen zu engagieren. Das Ehrenamt ist hierfür das beste Beispiel. Jeder vierte Deutsche ist laut GfK derzeit ehrenamtlich tätig.
Das Image der Nachbarschaft
Nachbarschaft nimmt einen großen Stellenwert innerhalb des täglichen Zusammenlebens ein. Immerhin hat Deutschland eine Bevölkerungsdichte von etwa 230 Einwohnern pro Quadratkilometer. Der Kontakt mit dem räumlichen Nachbarn ist somit beinahe unumgänglich. Der berüchtigte Streit am Gartenzaun ist jedoch eher die Ausnahme. Eine Studie des Meinungsforschungsinstituts „Innofact“ zeigt, dass 83% der Deutschen den Kontakt zu ihren Nachbarn als gut einstufen. Hier werden vor allem die Hilfsbereitschaft und der Austausch von guten Ratschlägen als Bereicherung eines guten Nachbarschaftsverhältnisses genannt.
Die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Innofact“ erfolgte im Auftrag der Immobilienscout GmbH im November 2007 mit einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe von 1.033 Teilnehmern.
Vor allem für Frauen ist ein persönliches Verhältnis zu Nachbarn sehr wichtig. Dies liegt unter anderem an dem Wunsch der modernen Frau, Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Grund dafür ist nicht zuletzt die Möglichkeit der gegenseitigen Hilfeleistung. Hierbei ist beispielsweise zu denken an das Entgegennehmen von Post, Hilfe bei der Gartenarbeit oder das „nach dem Rechten sehen“.
Der Kontakt zum Nachbarn geschieht meist freiwillig und bewusst. Auch für die ältere Generation ist eine intakte Nachbarschaft wichtig. In vielen deutschen Städten gibt es daher Nachbarschaftshilfen, die sich zum Ziel gesetzt haben, älteren Menschen bei den Dingen des alltäglichen Lebens behilflich zu sein. Ganz allgemein wünschen sich die Deutschen von ihren Nachbarn eher „kleine Hilfestellungen“ als „große Heldentaten“:
Auch bei Bebauungsplänen von Städten ist Nachbarschaft immer wieder ein Thema. Dies hängt mit der Suche nach Mitmenschen mit gleichen Interessen zusammen. Dieser Wunsch nach „Gleichgesinntheit“ wird entsprechend auch in der Planung berücksichtigt. Altersgerechtes Wohnen ist hier ein Stichwort. Die Nachbarschaft bei Personenkreisen gleichen Alters bietet die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch, Unterstützung im täglichen Leben sowie das positive Gefühl gebraucht zu werden.
Quelle: Innofact, für Immobilienscout GmbH, November 2007
Nachbarschaft als Synonym
Das Thema Nachbarschaft ist immer öfter auch Thema in öffentlichen Reden, Ausstellungen, in der Literatur und Politik. Das nachbarschaftliche Verhältnis zwischen Deutschland und Polen wurde 1991 vertraglich besiegelt. In Artikel 1 des Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundliche Zusammenarbeit, steht: „Die Vertragsparteien werden ihre Beziehungen im Geiste guter Nachbarschaft und Freundschaft gestalten. Sie streben eine enge friedliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit auf allen Gebieten an.“
Wie organisiere ich ein Nachbarschaftsfest?
Lernen Sie Ihre Nachbarn besser kennen – warum nicht auf einem gemeinsamen Fest. Gute Idee, aber was ist zu tun? Anbei eine kleine Checkliste:
- Festlegung des Festausschusses
- Wo und wann soll das Fest stattfinden?
- Wie viele Nachbarn werden teilnehmen?
- Wie viele Tische und Stühle werden benötigt?
- Wird ein Festzelt benötigt?
- Wird eine Bühne benötigt?
- Wird ein Cateringunternehmen bestellt oder kümmern sich die Nachbarn selbst ums leibliche Wohl?
- Wird ein Grill benötigt? (Holzkohlegrill oder Elektrogrill)
- Ist eine Genehmigung bei der Stadt und Polizei erforderlich? (Solange das Nachbarschaftsfest nicht in einem Innenhof oder Garten, sondern auf der Straße oder einem öffentlichen Platz stattfindet, muss dieser Bereich abgesperrt werden. Bitte frühzeitig (einige Wochen vorher) eine Genehmigung bei der Stadt einholen. Wichtig: Die anfallenden Kosten einer Straßensperrung trägt immer der Veranstalter.)
- Unterhaltungsprogramm zusammenstellen: z.B. Kinderbespaßungsprogramm
- Musik (Wichtig: Sobald Musik in der Öffentlichkeit gespielt wird, fallen GEMA-Gebühren an. Dies gilt für Live-Bands als auch für Musik vom Tonträger. Info: https://www.gema.de/)
- Gaukler/Clowns
- Finanzierung des Festes z.B. durch Tombolas (aus fremden oder eigenen Sachspenden), Sponsoren (z.B. lokale Kleinunternehmer)
- Einladungen schreiben
Quelle: der-gute-nachbar.de